HISTORISCHE WOLFSJAGD



Als es noch Wölfe gab in der Rothenburger Landhege,
brauchte es tapfere Männer, um sie zu erlegen

Im Netz gefangen und erstochen wie ein Schwein


ROTHENBURG (MP). Dass es in der Rothenburger Landhege schon seit dem Frankenkönig Karl dem Großen (768) Wölfe gegeben hat, beweist ein Gesetz aus jener Zeit, dass in jedem Bezirk zwei Wölfsfänger zu bestimmen sind. Ab 1202 wird auch um Rothenburg vom "verterblichen" Wüten der Wölfe berichtet. Nicht nur Wild, Großvieh und besonders Schafe waren in kalten Wintern gefährdet, auch frische Gräbe scharrten sie auf.

Die Verbreitung der Wölfe hat auch in dieser Gegen in drei Ortsnamen Spuren hinterlassen. Wolfskreut bei Leutzdof, Wolfsau bei Diebach und Wolfsbuch. Früher hieß es nur Buch = (Wald), später Buchheim oder Buch am Tauberrain.

In der früheren Landhege von Rothenburg gibt es noch 50 Flurnamen, welche sich auf den Wolf beziehen (Wolfsacker, Wolfsklinge, Wolfsgrube).

Die Verödung und Verwüstung während und nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 - 48) hat die Vermehrung der Wölfe sehr begünstigt. Bevor man ihn mit dem Gewehr zu Leibe rücken konnte, musste er in Wolfsgruben gefangen und erstochen werden. Auf eine andere Art die Wölfe zu fangen, hatten sich die Bürger von Wolfsbuch spezialisiert. Auf einen 1536 gemalten Bild von der Landhege wird gezeigt, wie bei Wolfsbuch die Wölfe mit Netzen umstellt, gefangen und getötet werden.

In einer Eingabe an den Rat der Stadt vom 13.6.1957 schildern die Wolfsbucher ausführlich, wie hier der Wolf gejagt wird.

In der Eingabe zur Befreiung des Ungeldes (Weinsteuer) beim Vertrinken des getöten Wolfes heißt es:

"Schon seit undenklichen Jahren ist es uns auferlegt, den Wolf zu jagen. Wenn einer einen Wolf schreit, muss ein jeder aus der Gemeind, auch aus Schonach und Finsterlohr, die Bauern mit Pferden, die Anderen mit dem Zeug (Sensen, Gabeln und Stecken) und die Wolfsbucher mit ihren Garnen (Netzen) den Wolf nachzueilen, ganz gleich bei welcher Arbeit sie sind. Nur wer im Teig ist (Brot backen) darf Daheim bleiben. Ist der Wolf gefangen, muss sich einer auf ihn werfen, einen Prügel ins Maul stecken und ihn erstechen, wie ein Schwein. Nach der Jagd kontrolliert der Bauermeister die Garne und verteilt sie an die Wolfsbucher. Bevor der Wolf vertrunken wird, geht der Bauernmeister von Haus zu Haus, versucht alle Weine und bestimmt, welcher steuerfrei getrunken wird.

Am Tag des unschuldigen Kindes (28.12.) früh um das Ave Maria müssen alle Wolfsbucher mit ihren Zeug und Garn unter die Linden kommen. Hier wird kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Bei Mängeln werden Strafen in Form von Geld oder Wein ausgesprochen."

Die Eingabe wurde allerdings vom Rat der Stadt abgelehnt. Heute sind die Wölfe ausgestorben. Damit bestätigt sich eine alte Weisheit: Wenn man nur lange genug nichts tut und ein Problem auf sich beruhen lässt, erledigen sich die meisten Unannehmlichkeiten des Lebens von selbst.
(Quelle: Main-Post v. 3.9.1999)


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