WOLFSGEHEULE FÜR GELD
Sie galten lange Zeit als Ungeheuer, als
mordende Bestien und schlimmste Feinde unserer Haustiere.
Nur langsam
beginnt man die schönen Kreaturen zu schätzen
und begreift sie
als Symbol einer unberührten Natur: Wölfe.
In den rumänischen Karpaten gibt es noch etwa
3.000 dieser Tiere. Bereits seit 1994 werden sie hier von
Wissenschaftlern erforscht, um mehr über ihr Verhalten zu erfahren
und um sie besser schützen zu können. Mit Hilfe der Telemetrie
können die Forscher ihre Wölfe ausfindig machen. Dazu
müssen die Tiere zuvor mit einem Sender versehen werden. So
können ihre Territorien ermittelt, ihr Raumbedarf gemessen werden.
Unterstützt wird die wissenschaftliche Arbeit von
freiwilligen Helfern. Die sogenannten Ökovolontäre packen mit
an, lernen eine Menge über Wölfe und sind die finanzielle
Säule: Für zwei Wochen zahlt jeder Volontär fast 1.900
Mark. Davon fließen 75 Prozent ins Projekt. Doch das allein reicht
nicht. Die Forscher brauchten auch die Akzeptanz und Unterstützung
der Bevölkerung. Also wurde das Projekt um einen wirtschaftlichen
Aspekt ergänzt: den Tourismus. Die Urlauber kommen in die
rumänischen Karpaten, weil sie etwas über Wölfe lernen,
die faszinierenden Tiere und deren Erforschung einmal hautnah erleben
wollen.
Im Jahr 1999 hofft man in Rumänien auf
100 Touristen. Das sind nicht sehr viele, aber immerhin genug, um den
Menschen aus der Region einen wirtschaftlichen Profit zu verschaffen.
"Der Tourismus bietet ungeheure Möglichkeiten", erklärt
Christoph Promberger, der das Wolfsprojekt mit seiner Frau leitet. "Es
gibt da eine Sehnsucht nach Wildnis bei der städtischen
Bevölkerung. Da sind die Wölfe ein ganz wichtiges Symbol. Und
die Wiedereinbürgerung der Wölfe im Yellowstone-Nationalpark
zum Beispiel bringt heute 20 Millionen Dollar pro Jahr - nur von Leuten,
die dorthin kommen, weil die Wölfe da sind."
Eine finanzielle Spritze könnte Rumänien gut
gebrauchen: Marode Industrie und Arbeitslosigkeit bestimmen die
wirtschaftliche Situation. Auch die Landwirtschaft funktioniert nur auf
niedrigstem Niveau. Der Wolfstourismus könnte somit eine neue
Einnahmequelle sein. Dass die Schäfer allerdings vom Schutz der
Wölfe wenig begeistert sind, ist verständlich. Pro Saison
werden etwa zwei Prozent der Schafe von Wölfen und Bären
erbeutet. Weit mehr Tiere aber sterben durch Krankheiten - doch auch da
könnte man Abhilfe schaffen, indem mit Hilfe von
Tourismus-Einnahmen eine bessere medizinische Versorgung der Tiere
ermöglicht wird.
(Quelle: ZDF)