HERR DER WÖLFE
Erik Zimen hat in den vergangenen Jahren das Image des Wolfes
wesentlich verändert.
Durch seine Studien im Bayerischen Wald
und den italienischen Abruzzen
rückte er das Bild der blutrünstigen
Bestie zurecht.
Bekannt wurden Erik Zimens Arbeiten über das Verhältnis der Wölfe vor allem durch ein Mißgeschick.
Aus dem Gehege im Nationalpark Bayerischer Wald brach sein
Studienobjekt aus: ein Wolfsrudel.
Zwei Jahre geisterten die Tiere durch den Blätterwald.
Die Presse schürte eine Massenhysterie, bis endlich der letzte Wolf erschossen war.
Das Kind, das von den Ausreißern angeblich zerfleischt wurde
hatte lediglich einen Kratzer von einem neugierigen Wolf am Hintern abbekommen.
Das Rudel akzeptierte Zimen als Mitglied, so gewann er bisher
unbekannte Details
zu Rangordnung und Machtkämpfen in Wolfsrudeln.
Seine Veröffentlichungen befreiten den Wolf von dem Zerrbild
der reißenden Bestie. Zimen weiß aber auch aus eigener
Erfahrung,
daß sich ein menschliches Rudeltier bei Rangkämpfen
vor seinen Brüdern in Acht nehmen muß.
Um seine Erkenntnisse nicht nur auf Käfig-Wölfe zu stützen
(die zudem noch an Menschen gewöhnt sind),
untersuchte er mit seinen italienischen Kollegen Luigi Boitani
wile Wölfe in den Abruzzen östlich von Rom.
Hauptproblem dort: Wölfe einzufangen, um ihnen Funkhalsbänder
umzuschnallen.
Die Tiere waren nämlich so scheu, daß sie in keine der gelegten Fallen
tapsten -
vielleicht wegen des menschlichen Geruchs.
Nach Einsatz übelst stinkender Parfüms aus vergammelten Fleisch
und ähnlichem Zeug ließen sich die Wölfe schließlich
überlisten.
Zimens Erkenntnisse aus den Abruzzen betrafen weniger den
Wolf
als den Menschen: Nur wenn die Bevölkerung bereit ist,
den Wolf zu dulden, hat er eine
Chance.
Siehe auch das Interview mit Dr. Zimen.
Geliebter Feind